Donnerstag, 11. Januar 2007
Killerspiele, die einhundertsechsundzwanzigste ...
... und was dürfen wir lesen?

"Hamburger IT-Sicherheitsexperte fordert Killerspiel-Verbot durch den Bundesrat"

So die Überschrift einer Pressemitteilung der PAN AMP AG.

In der Meldung steht dann u. a. "In der Debatte um das Verbot von Killerspielen in Deutschland unterstützt Bert Weingarten, IT-Sicherheitsexperte der Hamburger PAN AMP AG, nachhaltig die Initiative Bayerns."

Im Text beschreibt Weingarten, "warum die Debatte bislang zu flach geführt wurde, wie die Killerspiele aus dem Ego-Shooter-Jongere unkontrolliert und per Internet in jedes Kinderzimmer reichen und weshalb von Jugendschutz im Internet nicht mehr die Rede sein kann." Er nutzt hierfür das Beispiel "America's Army".

"Warum bietet die US-Army einen Ego-Shooter an, der in Deutschland kostenfrei und ohne jeglichen Jugendschutz in jedes Kinderzimmer heruntergeladen werden kann und eine ausführliche Waffenkunde mit Feindbild liefert? "Wenn Streitkräfte Killerspiele als vorgeschaltete Rekrutierung einsetzen, müssen sich Politiker und Verantwortliche für den Jugendschutz die Frage stellen, warum jungendliche und jungerwachsene Spieler oftmals Leistungsdaten von M-16 und AK-74 Sturmgewehren an Stelle des Dreisatz beherrschen und wie lange dieser Zustand in Deutschland noch anhalten soll."

Clever. Wenn die Kids also keine Egoshooter mehr spielen, dann lernen sie den Dreisatz, oder was? Und Deutschland holt auf im PISA-Ranking. Super!

Aber es geht noch besser: Es sei inakzeptabel, dass ausgerechnet der weltgrößte Softwarehersteller die Fortsetzung des zweiten Weltkriegs in digitaler Form unter die Weihnachtsbäume in Europa gelegt hat. So wird in Deutschen, Französischen, Englischen und Amerikanischen Uniformen seither der 2. Weltkrieg online fortgeführt. "Dies ist weder ein Beitrag zur Völkerverständigung, noch kann überhaupt ein kultureller Wert in dieser unerträglichen Entwicklung festgestellt werden", so Weingarten weiter."

Wow. Ein Computerspiel zerstört die Völkerverständigung. Das ist wirklich schlimm. Das sollte nicht sein. Aber was sollen wir bloß tun? Nach Bayern ziehen?

Nein. Zum Glück gibt es die PAN AMG AG.

Sie fordern "bereits seit 2002 ein Verbot von Killerspielen und unterstützen daher ausdrücklich die erste politische Einbringung zum Verbot von Killerspielen in den Bundesrat."

Da haben wir ja noch einmal Glück gehabt. Aber reicht fordern? Man muss da doch konkret was tun.

Zum Glück gibt es die PAN AMG AG.

"Eine erfolgreiche Verbannung von Killerspielen aus Kinderzimmern wird von der PAN AMP AG bereits technisch geleistet. Seit 2002 führt PAN AMP den weltweit ersten Filter für Ego-Shooter ein, welcher seither den Online-Bezug und das Online-Spielen aller bekannten Killerspiele unterbindet."

Danke PAN AMG AG.

---schnipp---

Und jetzt mal im Ernst, Herr IT-Sicherheitsexperte: Der Filter ist möglicherweise wirklich nett. Zumal er laut Ihrer Website kostenlos ist. Und wenn er auch funktioniert, umso besser.

Aber müssen Sie dafür gleich die Welt in Trümmer reden? Können Sie nicht einfach sagen, "Eltern, wollt ihr keine Ego-Shooter auf den Rechnern eurer Kinder, dann ladet euch bei uns einen kostenlosen Filter herunter." Oder so?

Muss denn immer gleich so maßlos übertrieben, alles in Schutt und Asche geschrieben werden?

Es nervt.

... comment