Mittwoch, 10. Oktober 2007
Ashkan Dejagah ...
mesca, 12:24h
... ist Fußballspieler. Und er möchte nicht gegen Israel spielen mit der U21-Nationalmannschaft. Aus persönlichen Gründen, wie er sagt. Details gab er nicht bekannt, es kann also über die Feinheiten seiner Entscheidung nur spekuliert werden.
Und das tun sie dann auch alle. Und auf Basis der eigenen Spekulationen fordern sie auch gleich drastische Konsequenzen.
Ganz vorn dabei Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Sie sagt: "Als Nationalspieler repräsentiert der Wolfsburger die Bundesrepublik. Da diese im Bewusstsein ihrer historischen Verantwortung freundschaftliche Beziehungen zum jüdischen Staat unterhält, wäre es ein großer Affront, dieses antiisraelische Verhalten stillschweigend zu dulden. Ich erwarte deshalb, dass der DFB den Spieler aus der deutschen Nationalmannschaft ausschließt."
Und ihr Vizepräsident Dieter Graumann holt die ganz große Keule raus, wenn er sagt: "Es ist undenkbar und unmöglich, dass ein Nationalspieler einen privaten Judenboykott initiiert." Und: ""Wenn der Spieler sich aus Solidarität mit einem Terrorregime weiter weigert, in Israel zu spielen, darf er nicht mehr für die Nationalmannschaft Deutschlands auflaufen."
Was für ein Schwachsinn. Ich weiß zwar nicht genaues, aber auf Basis von dem, was ich nicht weiß, sondern nur vermuten kann, fordere ich.
Deutsche Politiker blasen bereitwillig ins gleiche Horn. So meint der Fraktionsvorsitzende der Berliner CDU, Friedbert Pflüger, in einer großen deutschen Boulevardzeitung, das Verhalten von Dejagah sei "unmöglich und völlig inakzeptabel. Sonst fängt jeder an, sich auszusuchen, gegen wen er noch spielen will." Und CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla ergänzt: "Wer Deutschland im Nationaldress vertritt, ob gebürtiger Deutscher oder Zugewanderter, muss sich zu unserer durch Geschichte und Kultur geprägten Gemeinschaft bekennen. Wer dies aus persönlichen politischen Gründen nicht will, muss das Trikot der Nationalmannschaft abgeben."
Der DFB, der die Weigerung zuerst anerkannt hat, knickt ob der geballten Polemik dann auch ein. In Form seines Bosses, Dr. Theo Zwanziger, zum Beispiel: "Wir werden nicht hinnehmen, dass ein deutscher Nationalspieler aus Gründen der Weltanschauung ein Länderspiel absagt." Was für ein Rückgrad der Mann hat. Wahnsinn.
Es gibt aber auch andere Stimmen. Verständnis für Dejagah äußert etwa Schlomo Scherf, ehemaliger israelischer Nationaltrainer: "Die Weigerung von Dejagah nach Israel zu kommen, ist legitim. Er wird sicher für sich daran denken, was ihm passieren könnte, wenn er einmal den Iran besuchen würde. Wenn ich sein Trainer wäre, würde ich seine Entscheidung sofort akzeptieren."
Henryk M. Broder, Publizist jüdischen Glaubens, kommentiert folgendermaßen: "Der Junge ist bisher nicht durch antiisraelische Äußerungen aufgefallen. Ich habe den Eindruck, dass das wieder eine typisch deutsche Stellvertreter-Diskussion ist. Wir erleben jeden Tag antisemitische Äußerungen, die niemanden aufregen. Der Zentralrat der Juden veranstaltet hier ein eher hysterisches Geschrei, dass nicht zur Dimension des Ereignisses passt."
Und Dejagah selbst? Er schweigt. Bis auf einen Satz, den die Berliner BZ noch aufgeschrieben hat. "Ich habe nichts gegen Israel. Ich befürchte aber, Probleme bei späteren Einreisen in den Iran zu bekommen." Wo ja noch Freunde und Verwandte von ihm leben, die er vielleicht auch mal besuchen möchte.
Aber darum kann es nicht gehen, wenn man stattdessen eine fette Sau durch Dorf treiben kann. Das macht viel mehr Spaß. Selbst, wenn dabei Wahrheit und Anstand auf der Strecke bleiben.
Und das tun sie dann auch alle. Und auf Basis der eigenen Spekulationen fordern sie auch gleich drastische Konsequenzen.
Ganz vorn dabei Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Sie sagt: "Als Nationalspieler repräsentiert der Wolfsburger die Bundesrepublik. Da diese im Bewusstsein ihrer historischen Verantwortung freundschaftliche Beziehungen zum jüdischen Staat unterhält, wäre es ein großer Affront, dieses antiisraelische Verhalten stillschweigend zu dulden. Ich erwarte deshalb, dass der DFB den Spieler aus der deutschen Nationalmannschaft ausschließt."
Und ihr Vizepräsident Dieter Graumann holt die ganz große Keule raus, wenn er sagt: "Es ist undenkbar und unmöglich, dass ein Nationalspieler einen privaten Judenboykott initiiert." Und: ""Wenn der Spieler sich aus Solidarität mit einem Terrorregime weiter weigert, in Israel zu spielen, darf er nicht mehr für die Nationalmannschaft Deutschlands auflaufen."
Was für ein Schwachsinn. Ich weiß zwar nicht genaues, aber auf Basis von dem, was ich nicht weiß, sondern nur vermuten kann, fordere ich.
Deutsche Politiker blasen bereitwillig ins gleiche Horn. So meint der Fraktionsvorsitzende der Berliner CDU, Friedbert Pflüger, in einer großen deutschen Boulevardzeitung, das Verhalten von Dejagah sei "unmöglich und völlig inakzeptabel. Sonst fängt jeder an, sich auszusuchen, gegen wen er noch spielen will." Und CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla ergänzt: "Wer Deutschland im Nationaldress vertritt, ob gebürtiger Deutscher oder Zugewanderter, muss sich zu unserer durch Geschichte und Kultur geprägten Gemeinschaft bekennen. Wer dies aus persönlichen politischen Gründen nicht will, muss das Trikot der Nationalmannschaft abgeben."
Der DFB, der die Weigerung zuerst anerkannt hat, knickt ob der geballten Polemik dann auch ein. In Form seines Bosses, Dr. Theo Zwanziger, zum Beispiel: "Wir werden nicht hinnehmen, dass ein deutscher Nationalspieler aus Gründen der Weltanschauung ein Länderspiel absagt." Was für ein Rückgrad der Mann hat. Wahnsinn.
Es gibt aber auch andere Stimmen. Verständnis für Dejagah äußert etwa Schlomo Scherf, ehemaliger israelischer Nationaltrainer: "Die Weigerung von Dejagah nach Israel zu kommen, ist legitim. Er wird sicher für sich daran denken, was ihm passieren könnte, wenn er einmal den Iran besuchen würde. Wenn ich sein Trainer wäre, würde ich seine Entscheidung sofort akzeptieren."
Henryk M. Broder, Publizist jüdischen Glaubens, kommentiert folgendermaßen: "Der Junge ist bisher nicht durch antiisraelische Äußerungen aufgefallen. Ich habe den Eindruck, dass das wieder eine typisch deutsche Stellvertreter-Diskussion ist. Wir erleben jeden Tag antisemitische Äußerungen, die niemanden aufregen. Der Zentralrat der Juden veranstaltet hier ein eher hysterisches Geschrei, dass nicht zur Dimension des Ereignisses passt."
Und Dejagah selbst? Er schweigt. Bis auf einen Satz, den die Berliner BZ noch aufgeschrieben hat. "Ich habe nichts gegen Israel. Ich befürchte aber, Probleme bei späteren Einreisen in den Iran zu bekommen." Wo ja noch Freunde und Verwandte von ihm leben, die er vielleicht auch mal besuchen möchte.
Aber darum kann es nicht gehen, wenn man stattdessen eine fette Sau durch Dorf treiben kann. Das macht viel mehr Spaß. Selbst, wenn dabei Wahrheit und Anstand auf der Strecke bleiben.
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